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Einführung in die Thematik

Gesellschaft übersetzen: Ein Anfang …

Übersetzung ist ein zentraler Prozess nicht nur für den internationalen, sondern auch den interdisziplinären Diskurs und die Dissemination von Konzepten zwischen unterschiedlichen akademischen Textsorten mit unterschiedlichen Publika. Die Konferenz thematisiert Übersetzung als wichtigen Prozess bei der Artikulation von Gesellschaftsanalysen in Geistes- und Sozialwissenschaften, Kunst und Kultur. Übersetzungen zwischen Wissenschaftssprachen und zwischen akademischen Disziplinen sind nicht nur Schnittstellen oder Grenzlinien zwischen gesellschaftsanalytischen Diskursen, sondern spielen bei der Entstehung, der Verbreitung und der Rezeption von Gesellschaftsanalysen eine konstitutive und produktive Rolle.

Die konstitutive Bedeutung von Praxen der Übersetzung für die Artikulation von Gesellschaftsanalysen wird anhand von vier exemplarischen Schwerpunkten diskutiert:

  1. Trajekte kritischer Geistes- und Sozialwissenschaft im transnationalen Raum des 20. Jahrhunderts;
  2. die zeitgenössische Diffusion der Vorsilbe „post-“ in Gesellschaftsanalysen;
  3. Ideenzirkulation zwischen Deutschland, Europa und Asien in der Neuzeit;
  4. Konjunkturen der Kategorie der Identität in wissenschaftlichen und literarischen Gesellschaftsanalysen.

Mehrsprachigkeit und Übersetzung sind nicht nur die thematischen Leitprinzipien, sondern auch die performativen Kernkomponenten der Konferenz. Übersetzungen regulieren Grenzen zwischen gesellschaftsanalytischen Diskursen; sie bringen die Idiomatizität von Gesellschaftsanalysen in Form von Übersetzungsproblemen und -paradoxien zur Anschauung; und die Praxis des Übersetzens ist eine soziokulturelle Praxis, die in Differenzsysteme und Hierarchien eingebunden und an deren Reproduktion und Modifikation beteiligt ist. Daher findet die Konferenz mehrsprachig statt, aber nicht unter Rückgriff auf professionelle Simultanübersetzung, die die produktive Bedeutung von Übersetzungen eher verbirgt als enthüllt, sondern mittels aktivierender Übersetzungspraxen, die die Anwesenden einbeziehen. Auf diese Weise kommen die Bedeutung konstituierenden Effekte von Übersetzung zur Anschauung.

Was passiert im Einzelnen?

  • Auf der Konferenz werden Papiere nicht von ihren AutorInnen, sondern von KommentatorInnen präsentiert. Deswegen nennen wir die Konferenz eine „Kommentatorenkonferenz“.
  • Die Papiere der AutorInnen sind online verfügbar.
  • Die schriftliche Abfassung der Papiere und ihre mündliche Vorstellung auf der Konferenz finden in unterschiedlichen Sprachen und unterschiedlichen akademischen Idiomen statt.
  • Die Vorstellung des Papiers, die anschließende Stellungnahme des Autors/der Autorin und die allgemeine Diskussion werden für diejenigen TeilnehmerInnen, die sich anderer Sprachen bedienen, informell übersetzt.
  • Um Übersetzung in ihrer performativen Wirkung sichtbar zu machen, werden wir hier nicht auf professionelle Simultandolmetscher zurückgreifen. Vielmehr sind die TeilnehmerInnen herzlich angesprochen, diese Übersetzungspraktiken als Beteiligte mitzugestalten.

… und ein Ausblick

Die Konferenz ist Teil eines größeren Vorhabens, die epistemologischen und politischen Dimensionen von Übersetzungsprozessen in der Wissenschaftskommunikation zu erforschen und ein möglichst breites Publikum an der Diskussion zu beteiligen. Die Konferenz-Webseite wird daher ständig mit weiteren Dokumenten angereichert: mit den Präsentationen der KommentatorInnen und mit Audio- und Videomitschnitten von der Konferenz. Hierdurch werden Diskussions- und Forschungsprozesse als Übersetzungspraktiken anschaulich gemacht und in ihrer Offenheit erhalten.

Wir arbeiten an einer Übersetzung aller Beiträge ins Englische, Chinesische, Koreanische, Japanische und Deutsche. In diesem größeren Projektzusammenhang wirken der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz, an dem die Konferenz stattfindet, und der Berliner Verlag b_books, der die Online-Präsenz betreut, mit der mehrsprachigen Buchreihe „Traces: A Multilingual Series of Cultural Theory and Translation“ zusammen.

Für finanzielle Unterstützung danken wir der Volkswagen-Stiftung, für logistische Unterstützung dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz.